Hautkrebs bei Fischen


 

Mir ist kürzlich bei meinem Ancistrusmännchen eine Art Blutschwamm an der Rückenflosse aufgefallen. Ich wartete infolge ab, wie sich die Sache weiter entwickeln würde, da ich dieses Symptom nicht zuordnen konnte. Nach einiger Zeit bildete sich der Blutschwamm etwas zurück, mit ihm jedoch auch das Flossengewebe. Etwas entsetzt stellte ich schließlich fest, daß ein ähnlicher Gewebeschwund inklusive der Bildung von Wucherungen auch bereits an der linken Brustflosse vonstatten ging und, daß sich an einer der Bauchflossen bereits ein schwarzes Gewächs gebildet hatte. Ich bin mir nun ziemlich sicher, daß mein Ancistrus unter Melanomen, also Hautkrebs, leidet. Da bei meinem Erstbesatz, dem dieser Fisch entstammt, einmal durch einen Veterinär eine Durchseuchung mit Mycobakterien (Fisch-TBC) diagnostiziert wurde, kann ich nicht gänzlich einen Zusammenhang damit ausschließen – ich glaube aber eher nicht, daß ein direkter Zusammenhang besteht. Der Fisch, der inzwischen sicher mindestens 7 Jahre alt sein müßte, da ich ihn vor 5 Jahren als adultes Tier erworben habe, ist bis dato fit und munter und pflegt auch immer noch fleißig seine Gelege.


 


 


 

Hautkrebs kommt bei Fischen mitunter vor – einige Fische neigen zuchtbedingt besonders dazu, so werden bestimmte Platyzuchtformen sogar in der Krebsforschung eingesetzt.
http://www.uni-giessen.de/~gx1067/fa.htm
http://www.genoscope.cns.fr/spip/Xiphophorus-maculatus-sex.html


 

«Eine besondere Form der Wucherung stellt der Farbkrebs dar, der bei bestimmten Zuchtformen von Xiphophorus-Arten auftreten kann. Die Anlage zum Farbkrebs liegt bei den handelsrelevanten Formen dann vor, wenn größere schwarze Flecken mit daraufliegendem Guanin vorhanden sind (Berliner Schwertträger).»
http://www.aquaterralev.de/fachbeitraege/aquaristik/qualzuchtenhieronimus/


 

Roland Bauer schreibt in “Krankheiten der Aquarienfische” (1991):
«Neben diesen Außenfaktoren (Anm.: Chemikalien, Strahlung...) spielt der genetische Code der Tiere eine erhebliche Rolle bei der Tumorbildung. Nicht alle Fischarten und nicht alle Individuen einer Art sind gleich anfällig für kanzerogene Stoffe. Die Möglichkeit der Tumorbildung aufgrund chemischer und physikalischer Außenreize wird durch einen genetischen Faktor bedingt. In manchen seltenen Fällen ist ausschließlich und allein dieser genetische Faktor der Grund für einen auftretenden Tumor. Dies kommt verständlicherweise nur in unseren Aquarien bei unnatürlichen Kreuzungen zwischen zwei verschiedenen Arten vor. Da solche Fische in der freien Natur keine Überlebenschance haben, verschwindet mit ihnen der genetische Faktor als Auslöser der Tumorerkrankung und wird nicht weitervererbt.
Als Beispiel für erblich bedingte Tumorbildung bei Zierfischen ist der Pigmentzellentumor (Melanosarkom), der bei Kreuzung von Xiphophorus helleri-Weibchen und Xiphophorus maculatus-Männchen auftritt. Kreuzt man die F1-Generation mit X. helleri und die dabei entstandene F2-Generation wieder mit X. helleri usw., werden die Erbanlagen für die Farbstoffbildung so übesteigert, daß aus einer gutartigen Pigmentzellengeschwulst (Melanom) ein bösartiger Tumor (Melanosarcom) wird. Durch Metastasenbildung breitet sich der schwarze, meist von der Schwanzflossenbasis ausgehende Tumor trasch über den ganzen Körper aus...
...Melanosarcome sind an der schwarzen Färbung, die sich rasch über den Körper ausbreitet, leicht zu erkennen...»


 

Auch bei den schwarzen Wucherungen, die häufig bei Trauermantelsalmlern auftreten (insbesondere bei Männchen im Unterkieferbereich), dürfte es sich um Melanome handeln.
http://www.zierfischforum.at/trauermantelsalmler-mit-einem-geschwuer-t15726,highlight,trauermantelsalmler.html
http://www.zierfischforum.at/ftopic2423.html
http://www.zierfischforum.at/viewtopic,p,369033.html


 

Update Ende Mai 2008:
Nun etwa 3 Wochen nach den Vorgängerfotos nun neue Bilder:




Ich hoffe ja immer noch darauf, daß die Wucherungen gutartig sind – wie realistisch dieser Wunsch ist, wird sich zeigen...


 

Update Juni/ Juli 08:
Im Augenblick gehen die Wucherungen wieder zurück.


 

Update Anfang August 08:
Es wird wieder schlimmer – ein großer Blutschwamm ziert die Rückenflosse erneut und frißt das Gewebe weg. Ich möchte ihn aber nicht manuell entfernen, vor allem, da ja bereits an den anderen Flossen krankes Gewebe vorhanden ist – ich kann mir vorstellen, daß der Krebs (?) sich schon über den gesamten Körper verteilt hat.


 

Ende August 08:
Gestern entdeckte ich den Kadaver des Fisches – leider zu spät und zu lädiert, sodaß keine Sektion mehr durchführbar war.
Zwei Tage zuvor erschien der Ancistrus noch bei der Fütterung und nahm auch noch gut Futter an, obwohl bereits eine Verpilzung am aufgebrochenen Geschwür an der Rückenflosse vorhanden war. Mir erschien es jedoch, als wäre er noch nicht in der Terminalphase angelangt.
In den letzten Wochen erschien er mir etwas abgemagerter als früher.


 

Nachträge:


Links:
Die Melanome der Xiphophorus-Bastarde: http://www.springerlink.com/content/j846606832876061/
Hereditary melanoma and sex-chromosomal cancer genes in Xiphophorus http://www.genoscope.cns.fr/spip/-Xiphophorus-maculatus-.html
Melanomspezifische Genexpression und Signaltransduktion bei Xiphophorus: Die Rolle des Transkriptionsfaktors Mitf http://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/frontdoor.php?source_opus=521&la=de

siehe: http://www.bnl.gov/biology/History/PastStaff/Setlow.asp

siehe: http://www.redorbit.com/news/science/1529185/fish_melanoma_mimics_pigment_pattern_that_attracts_mates/

siehe: http://www.science-connections.com/trends/human_leukemia/227.htm.htm

siehe: http://www.nature.com/jid/journal/v130/n1/full/jid2009375a.html

Autorin: Irene Labner 2008, irene.labner1@chello.at